Der CDU-Politiker Hans-Gert Pöttering hat sich vom katholisch-konservativen Institut „Dignitatis Humanae“ distanziert. Er habe der Einrichtung seine Schirmherrschaft entzogen, sagte der Vorsitzende der Konrad Adenauer-Stiftung und ehemalige Präsident des EU-Parlaments in dieser Woche bei einem Besuch von Radio Vatikan auf Anfrage. Die entsprechende Mitteilung sei beim Institut jetzt eingetroffen.
Als Begründung für den Schritt verwies Pöttering gegenüber Radio Vatikan auf „Verbindungen dieses Institutes zu Personen in Amerika, aber auch hier aus dem Bereich der Kirche“, mit denen er „nicht identifiziert werden müsste“. Die Einrichtung, in der mehrere als konservativ geltende Kurienkardinäle Mitglied sind, bietet auf ihrer Homepage dem neuen Chefstrategen im Weißen Haus, Stephen Bannon, eine Plattform. Der US-Amerikaner vertritt nationalistische und teils rassistische Ansichten. In der Presse war unter anderem von einem Vortrag Bannons auf einer Vatikankonferenz des Institutes im Jahr 2014 die Rede gewesen, bei dem der über Skype zugeschaltete Rechtspopulist seine Weltsicht habe darlegen können.
Die „Zeit”-Beilage „Christ & Welt“ berichtete jüngst, Bannon suche über das Institut den „Schulterschluss mit konservativen Kräften im Vatikan“. Der Artikel nannte das „Dignitate Humanae-Institute“ in diesem Kontext einen „katholisch-fundamentalistischen Thinktank“. Pöttering räumte im Gespräch mit Radio Vatikan ein, er sei durch diesen Bericht auf die zweifelhaften Verbindungen der katholischen Einrichtung aufmerksam geworden. Als er vor Jahren „auf Empfehlung von Kardinal Martino“ die Schirmherrschaft über das Institut übernommen habe, habe er „dies in dem Glauben getan, dass es um die Verteidigung der Würde des Menschen geht, ohne dass damit ein parteipolitischer oder politischer Hintergrund verbunden ist“. Kardinal Renato Raffaele Martino, Jahrgang 1932, leitete bis zu seiner Emeritierung 2009 den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden.
Die Webseite des Instituts führt Pöttering als Patron an. Als weiterer Patron des Instituts wird unter anderem der ehemalige Großmeister des Souveränen Malteserordens, Fra‘ Matthew Festing, geführt.
Laut eigenen Angaben tritt das 2008 von Benjamin Harnwell und einem konservativen britischen EU-Parlamentarier gegründete „Dignitatis-Humanae-Institut“, übersetzt „Institut für die Menschenwürde“, „gegen wachsende säkularistische Intoleranz gegenüber Christen aller Konfessionen“ ein, die „unzählige Angriffe auf die menschliche Würde zur Folge“ hätten. Präsident bzw. Ehrenpräsident der in Vatikannähe befindlichen Einrichtung sind die Kardinäle Martino und Raymond Leo Burke, im Instituts-Beirat sitzen unter anderem der Präfekt der Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah, und der deutsche Kardinal Walter Brandmüller, die der „Christ & Welt“-Artikel als „Franziskus-Kritiker“ bezeichnet.
Die Instituts-Mitglieder Kardinal Leo Burke und Kardinal Brandmüller waren zuletzt als zwei der vier „Dubia“-Kardinäle in Erscheinung getreten, die den Papst in einem Brief zur Klärung mehrerer „Zweifel“, „Dubia“, rund um das Papstschreiben „Amoris laetitia“ aufgefordert hatten. Sie hatten vom Instituts-Ehrenpräsidenten Kardinal Martino Zuspruch erhalten. Auch das Instituts-Mitglied Kardinal Joseph Zen Ze-kiun hatte in dieser Woche Verständnis für die Zweifel am päpstlichen postsynodalen Schreiben zu Ehe und Familie geäußert.
Hans-Gert Pöttering unterstrich gegenüber Radio Vatikan, es habe sich bei seinem Patronat um eine „passive Schirmherrschaft“ gehandelt. Und er versicherte: „Ich werde weiter bemüht sein, immer die Würde des Menschen zu verteidigen, insofern bleibe ich Schutzpatron für die Sache, wenn ich denn dieses anspruchsvolle Wort in Anspruch nehmen darf, aber eben nicht mehr als Schirmherr dieses ,Dignitatis Humanae-Institute“.
Original article: http://de.radiovaticana.va/news/2017/02/23/cdu-politiker_distanziert_sich_von_katholischem_institut/1294208#